Allgemein: Im Ergebnis, vor allem aber im Prozess, sollen unsere Jurten die drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökonomisch, sozial, kulturell) und ihr Fundament – die ökologische Nachhaltigkeit – bestmöglich miteinander vereinen.
      • Ökonomisch: Im Gegensatz zu manch anderer „Jurtenschmiede“ (nein, die Jurten sind weitestgehend metallfrei, aber das Wort klingt einfach so schön martialisch) stammen unsere Rundzelte aus einer Tradition der Effizienz, Schlichtheit und der begrenzten Mittel. Und so sollen alle Jurten-Grundmodelle auch bleiben: möglichst einfach und möglichst günstig. Auch in der Fertigung soll es energiesparend, verschnittarm und schnell – zumindest zugehen können.
      • Sozial: Nicht nur bei uns vor Ort wollen wir umsetzen, was in der Beschreibung des Arbeitskollektivs (siehe: Die Idee) bereits erwähnt wurde. Es sollte auch für den Weg der Rohstoffe und Materialen zu uns gelten. Möglichst wenig Leid, Schmerz, Langeweile, Abstumpfung – möglichst viel Begeisterung, Freude, Liebe, Hingabe. Deshalb setzen wir bei den Zulieferern auf kleinste, kleine und mittlere Unternehmen, mit denen wir persönlich in Kontakt stehen. Gleiches gilt für unsere Kunden, die wir uns glücklicherweise ja frei aussuchen können und nicht nach der Kaufkraft selektieren, sondern nach menschlicheren Kriterien wie Projektrahmen, familiäre Situation, Sympathie, usw.
      • Kulturell: Die Zukunft wird uns nicht nur daran messen, wie weit wir unseren Impact zurückdrehen können, sondern auch daran, wie wir feiern, tanzen, singen, zusammen sind und das Leben genießen (vgl. Fabian Scheidler; Der Stoff aus dem wir sind). Denn die große Sinnleere, die die Moderne in uns hinterlassen hat – während sie den Planeten vollstellt mit lauter zumeist hässlichen Dingen – muss gefüllt werden. Und dies darf nicht mehr primär über Transformation, Produktion oder materielle Aktivität geschehen, sondern bedarf folglich einer massiven Vergeistigung. Äußerlich stillzuhalten ist leichter, wenn man sich innerlich bewegt. Und so soll nicht nur das Ergebnis der aufgebauten Jurte zum Verweilen und schlichten Dasein einladen und so alle möglichen geistigen Schaffensenergien freisetzen, sondern ihr gesamter Entstehungsprozess begleitet sein von Muse und dem Zelebrieren unserer Existenz.
      • Ökologisch: Alles das läuft auf Basis eines im Ergebnis ressourcenschonenden Betriebs, einer leichten Reparierbarkeit, eines simplen Technikstandards und eines geringen Müllaufkommens. Sowie im Prozess auf einer sauberen Fertigung mit wenigen, einfachen Werkzeugen, einer optimierten Platznutzung, geringer Raumtemperatur in der Fertigung und gar keiner in der Lagerung, sowie kurzen Lieferwegen – kurzum: möglichst wenig graue Energie, möglichst wenig laufende, ökologische Kosten und verpflichtend nachhaltige Materialen, auch entgegen dem Kundenwunsch. Bei uns ist der Kunde leider kein absolutistischer König, sondern einfach ein Mensch mit einer ganz unköniglichen Verantwortung.

 

Unsere Bauweise: Keep it simple, clean and natural – das Wunder des Lebens in die Wohnstatt lassen
        • Allgemein: Lieber hochwertige, natürliche Materialen im DIY-Stil, als Gift in hochprofessionelle Ausführung. Unser Organismus wird so gut wie nicht vom Grad eines Fasenwinkels oder einem Spaltmaß beeinflusst, sehr wohl aber vom Unterschied erdölbasierte Produkte (Laminat, Styropor, Kunstfasern, Plastikfenster, PVC-Planen, usw.) vs. Naturmaterialien (Vollholz, Hanf, Bio-Baumwolle, Wolle, Wachstuch, usw.). Außerdem ignorieren wir als informierte Psychologen den höchst ungesunden Hang unserer Landsleute zum Perfektionismus und läuten schon einmal das postperfektionistische Zeitalter ein.
        • Jurtenboden: Klassische Kassettenbauweise in Tortenstückform mit Vollholzdielen und einem nach innen versetzten Scherengitteranschlag zur besseren Auflage der Wanddämmung (wichtig für den Nagerstopp), einem eingepassten und gegebenenfalls künstlerisch gestalteten Boden-Mittelelement und einer beliebigen Anzahl von holztechnisch und also auch farblich abgesetzten Leisten zwischen den Tortenstücken. Mit Naturhanfdämmung aus deutscher Produktion in gleicher Dicke wie die Wanddämmung und einer Bespannung der Tortenstück-Unterseiten mit Fassadenbahn bzw. optional auch einem leichten Metallgitter als tierische Mitbewohnerprävention, werden die Kassetten vervollständigt – (auch wenn noch kein Fall von Nagern im Jurtenboden berichtet werden konnte).
        • Jurtengerüst: Wir bauen umkehrbare (punktsymmetrische) Scherengitter aus unbehandelter, massiver Fichte in taillierter Ausführung – (also nicht eingedampften und nicht vorgebogenen Latten), die sich von 180cm Wandhöhe in 25cm Schritten in beide Richtungen erweitern oder kürzen lassen und mit Kunststoff- oder Hanfseil (3mm) verbunden sind. Massive, unbehandelte Fichten-Rundstangen aus ganzen Bäumchen („Abfall“ bei der Plantagenpflege) als Dachstangen und einem Vollholz Dachkranz, i.d.R. gleichfalls aus Fichte und auf Wunsch ebenso metallfrei.
        • Fenster/Kuppel: Idealerweise gebrauchte Holzfenster nach Verfügbarkeit eingefasst in einen massiven Rahmen aus Fichte und außen einem Kasten aus Lärche mit Rundbogen-Abschluss nach oben, und einem Vordach aus den Dachstangen selbst. Die Dachkuppel besteht aus mehrschaligem Acrylglas.
        • Jurtentextilien: Von innen nach außen setzen wir auf einen Innenhimmel aus Bio-Baumwolle. (Auf konventionellen Bauwoll-Anbau entfallen nicht nur 40% des weltweiten Pestizid-Einsatzes und sehr viel Wasser in sehr trockenen Gegenden, sondern auch geschichtlich gesehen unsagbar viele menschliche Traumata – menschlich zumindest aus heutiger Sicht, früher waren das ja alles dunkelhäutige Tiere auf den Plantagen.) Unsere Wollvliesdämmung schließlich stammt vom Marktführer Isolena aus Österreich und verzichtet dank eines patentierten Systems zur Schädlings- und Schimmelimmunisierung auf jegliche Hilfsmittel wie Borsalz oder Trägergitter aus Kunststoff. In der Dicke lässt sich diese Dämmung in 5cm Stufen bis hin zu 30cm (bzw. auch weiter) aufbauen. Geschützt wird sie von einem Regentuch aus Ozeanplastik und recyceltem Polyester aus – wie auch alle anderen Stoffe – oberfränkischer Produktion – wir arbeiten hier mit der Firma Wirth in Helmbrechts zusammen. Das Außentuch schließlich wird ebenfalls aus recyceltem Polyester hergestellt und ist zu Zwecken der Haltbarkeit und Müllvermeidung UV-stabilisiert. Wir bieten es in Thermosol-Färbung an. Die Farben sind hier zwar etwas weniger kräftig und verbleichen in der Freiverwitterung über die Zeit, das Färbeverfahren spart aber viel Wasser. Es sollte dank dieser Ausrüstung doppelt so lange wie bislang in der Freiverwitterung überleben – also vier bis fünf Jahre.
        • Haltbarkeiten: Abgesehen vom Außentuch sollten alle bewitterten Teile (Kuppel, Fenster, Regentuch) mindestens 15 Jahre halten, alle unbewitterten Teile theoretisch auch deutlich länger. Wie bei einem Haus mit dichtem Dach eben.