Im Winter praktisch: ein nahes Klo.

Standortwahl

Obwohl es sich auch bei einer Jurte noch um ein – wenn auch etwas schwereres – Nomadenzelt handelt, das an den verschiedensten Orten stehen kann und über sein Leben aller Wahrscheinlichkeit nach auch stehen wird, haben die meisten zukünftigen Jurtennutzer einen Ort im Auge, an dem ihr Rundzelt erstaufgebaut werden soll. Dieser Ort hat in aller Regel verschiedene einzelne Plätze zur Auswahl, zudem sind wichtige Kriterien wie Licht an vielen Orten in unseren Breiten ähnlich. Es lohnt sich also, die eigene Jurte entsprechend dieser Erstverwendung zu planen.

In Plätze muss man hineinfühlen, sehen, hören. Dies ist echte Feldarbeit, die auf dem Gelände selbst stattfindet. Weiter unten werden wir die wichtigsten Kriterien hierzu beleuchten. Wie eine Jurte je nach Konfiguration wirkt, ist allerdings wie gesagt standortunabhängig. Zunächst also eine Einführung in die verschiedenen Möglichkeiten eine Jurte zu gestalten, die sich dann wiederum auf die Platzwahl auswirken bzw. mit dieser wechselwirken.

 

Die Jurte innen

Fenster

Sonnenlicht: Der wichtigste Aspekt hierbei besteht in der Verteilung der Fenster und der Tür. Grundlegend kann für jedes Bodenelement (Anzahl ist gleich Meter Durchmesser der Jurte mal zwei) entschieden werden, ob darauf eine Wand oder ein Fensterkasten stehen soll. Die wichtigsten, zum Teil oben bereits aufgeworfenen Fragen hierzu sind: Wieviel Licht möchte ich? Soll es in aller Regel indirekt von oben durch die Kuppel kommen oder als Schlaglicht von der Seite durch die Fenster? Mag ich die Morgensonne oder die Abendsonne, oder gar beides? Gibt es in meiner Gegend nennenswerte Sonnenstunden im Winter und will ich dieses sehr wertvolle, weil rare Licht tagsüber von Süden hereinfallen lassen? Oder habe ich den schönsten Ausblick nach Norden und nehme also vorlieb mit dem ebenfalls attraktiven, weil diffusen Licht von der Schattenseite?

Ausblick: Was uns direkt zum nächsten wichtigen Punkt bringt: Was sehe ich, wenn ich hinausschaue? Nicht nur, wenn ich direkt vor dem Fenster stehe, sondern auch von verschiedenen Positionen in der Jurte. Wie verändert sich dieser Ausblick über das Jahr? Und was bedeutet mein Ausblick für den Einblick der anderen? Was sehe ich durch die Kuppel?

Innenwirkung

Hier ist zumindest für mein Empfinden und auch für jenes der Jurte Symmetrie Trumpf. Eine klassische Aufteilung ist z.B. eine 6m Jurte mit einer Tür, dann auf jeder Seite vier Bodenelemente Wand und gegenüber drei Fenster, bzw. inkl. Terrassentür. Wichtig ist hier auch, sich klar zu werden, wieviel Laufmeter Wand brauche ich für meine Einrichtung? Wo soll der Ofen stehen? Wo das Bett, die Küche, gegebenenfalls das Sofa/die Sitzkissen? Habe ich eine freie Mitte? Behalte ich meine Schneestützen das ganze Jahr oder setze ich sie nur ein paar Tage pro Winter ein? Möchte ich (Thermo-)Vorhänge und sollen diese nur blickdicht oder auch verdunkelnd sein (was bei isolierten Vorhängen unvermeidbar ist)? Möchte ich den sehr wohligen Eindruck des kompletten fensterlosen Runds vor allem bei Dunkelheit und Kälte mittels Vorhängen herstellen können?

 

Die Jurte außen

Terrasse: Im Übergang zwischen Garten und Innenbereich befindet sich bei den allermeisten Jurten eine Terrasse. Zu den auch hier wichtigen Fragen nach Licht, Ausblick/Einblick und Form/Gestaltung, kommen im Außenbereich dem Wind und dem Schall eine wichtigere Rolle zu als für das Innenerleben der Jurte. Vor allem auch bei mehreren zusammengedockten Jurten können Wind- und Schallschatten genutzt werden.

Keller: Vor allem in Hanglagen kann man mit dem Raum unter der Jurte bzw. dazu noch der Terrasse einiges anstellen. Bei vertikal zum Boden gedämmten Jurten ist der Keller zudem nicht nur trocken, sondern auch geheizt und kann von innen z.B. durch eine Luke zugänglich gemacht werden. Der Bereich unter einer Jurte ist im Flachen außer im Randbereich immer trocken, am Hang kann aber Wasser seitlich einsickern (eher im Winter) oder einschießen (eher im Sommer bei verkrusteten Böden). Dies lässt sich mit einer Drainage, deren Wasser unterhalb im Garten genutzt werden kann, ganz gut unterbinden. Und auch ungedämmte Räume unter Jurten bleiben in aller Regel frostfrei oder zumindest frostarm.

Der Keller ist ein gutes Holzlager, in luftdichten Behältern aber auch gut geeignet für andere Vorräte wie Essen, die dann keine Tiere in die Jurte ziehen. Im Sommer ist es zudem der kühlste Ort, kann also auch für eine Sommeraußenküche genutzt werden.

Garten: Auch vom Garten war hier bereits die Rede. Näher und harmonischer in und an der Natur zu leben, kommt meist mit dem Bedürfnis einher, auch Teile des eigenen Essens anzubauen oder zumindest einen Blühstreifen um die eigene Jurte anzulegen. Hier macht es Sinn, sich an den Ideen der Permakultur zu orientieren. Je mehr Nähe eine Pflanze zum Gedeihen braucht, desto näher sollte sie an der Sonnenseite der Jurte stehen. Nicht nur, weil man mit ihnen in Kreislaufwirtschaft treten kann, z.B. mittels der Verwendung des eigenen (giftfreien) Spül- oder Duschwassers oder der Gabe von Dünger aus Tierhaltung oder der eigenen Komposttoilette, sondern schlicht weil nicht nur Menschen Pflanzen mögen können, sondern auch Pflanzen Menschen.

Das Thema würde den Rahmen sprengen und ein Garten wächst ja nicht wie eine Jurte in einem Tag, aber die Flächen mit der entsprechenden Eignung sollte man nichtsdestotrotz bereits bei der Standortwahl der Jurte im Hinterkopf haben.

Wege: Wie komme ich zu meiner Jurte? Wieviel Treppe braucht es je nach Anordnung bis zur Bodenkante? Führt mein Eingang über die Terrasse? Wie verändert sich mein Weg über das Jahr? Sind meine Füße sommers schon nach drei Metern taunass? Muss ich im Winter Schlittschuhlaufen? Versinken bei Dauerregen nicht nur meine Hackschnitzel oder mein Schotter im Matsch, sondern auch ich? Was trage ich auf diesen Wegen regelmäßig in die Jurte hinein?

Anblick: Der Blick aus der Jurte ist in der Regel der Schönere und trotzdem können Jurten auch von außen schick aussehen, oder sie sollen versteckt stehen oder etwas verdecken. Besonders viel Sonne durch ihre Kuppel sammeln, weil die Hangexposition eher schattig ist oder die Fenster wegen des Ausblicks eher nach Norden zeigen.

Sonne/Schatten: Der Faktor Licht ist nicht nur aus den bereits hinreichend genannten Gründen wichtig, sondern auch weil beispielsweise ein schattiger Standort das AT mehr in Mitleidenschaft zieht. Wichtig bei all diesen Fragen ist es, den Sonnenverlauf übers Jahr zu antizipieren.

Emissionen der Jurte: Ebenfalls zu beachten ist, was die Jurte so von sich gibt. Nur leicht gedämmten Schall durch die Wand, Licht durch die Fenster oder Rauch durch den Kamin und wohin diese Emissionen getrieben werden.

Feuchte: Bei Keller, Garten, Wegen oder dem Fundament ist wichtig, sich eine Vorstellung zu machen, wie sich ein Platz bezüglich Bodenfeuchte übers Jahr verändert. Sumpfige Senken sind nicht der beste Standort für eine Jurte, auf ausreichend vielen Pfählen kann man dergleichen dennoch mit einer ja stets sehr leichten Jurte viel eher umsetzen als mit einem schweren Festbau.

Gefahren: Last but not least gilt es Gefahren im Auge zu behalten. Dies sind bei Jurten vor allem Bäume und größere Äste. Ein südseitiger Waldrand kann einen quasi perfekter Jurtenstandort darstellen, im Winter scheint die Sonne durch und unter die Äste der entlaubten Bäume, im Sommer bleibt alles schattig und der Blick durch die Kuppel grün. Aber in diesem Fall müssen Bäume geprüft und fragile Äste entfernt oder gesichert werden.