Mit dem Sommer und dem Ende des Besuchsverbotes kommt die Prime-Jurten-Zeit in viel guter Gesellschaft
Darf man überhaupt schon wieder von Gesellschaft schreiben? Also so richtig mit Face-to-Face-Interaktion. Bei so vielen Geboten und sich dauernd und überall anders ändernden Regeln haben wir ein wenig den Überblick verloren, der ewige Corona-Newsblog war einfach irgendwann zu (bl)öde.
Und das Wetter doch die ganze Zeit so schön.
Was wiederum dazu führt, dass man sich ohnehin im Freien trifft und also wohl auch zahlreicher zusammen kommen darf. Das klingt plausibel und ist logisch – nicht auszuschließen, dass es also auch die Grundlage für das Handeln und Entscheiden der politisch Tätigen ist.
Oder ist das hier nicht eh alles eine Dauer-Demo von XR?
Und überhaupt: Jurte im Sommer ist eigentlich immer wie draußen. Nur ohne Regen und bei Bedarf (eines noch nicht sehr warmen Junis) auch deutlich wärmer. Obwohl der Ofen schon vor Wochen ausgezogen ist, die Kuppeln aufgebockt, die Fenster und Türen ab 20° im Schatten tagsüber offen stehen sollten und das große Sonnensegel einen guten Teil der Fensterflächen beschattet. Auch an einem kompletten Regentag mit maximal 10° wird es in den Jurten bis zu 25° warm – dann allerdings bei geschlossenen Kuppeln und Fenstern. Trotzdem erstaunlich, was ein Rest an wolkenverhangener Strahlungswärme im Juni bei einer soliden Dämmung an Energie einbringt.
Bereits im März konnten wir mit Einzug des schönen Wetters das Heizen bis auf die frühen Morgenstunden einstellen. Auch bei 0° draußen, kann man innen 30° erreichen, fällt die Sonne den ganzen Tag über durch die vielen Fensterflächen in die Jurte. Auch abends bleibt es dann länger warm als man für gewöhnlich Biere trinken kann.
Mit drei Ster Fichtenholz ging es damit durch die komplette Heizsaison – das sind weniger als 5000kWh Heizenergie bei minimaler grauer Energie: Stückholz aus der Region verheizt in einem kleinen, zentralen Ofen ganz ohne weitere Installationen.
Schön sparen wir uns endlich auch bei der Mobilität. Wobei der Begriff „sparen“ angesichts der nicht subventionierten Preise für leichte E-Vehikel etwas irreführend ist. Das neue E-Motorrad und das neue S-Pedelec kosten zusammen fast soviel wie ein neuer Kleinstwagen mit Verbrennungsmotor – wiegen zusammen aber nur 100kg und fahren sich natürlich auch viel sportlicher. Sie verbrauchen etwa 0,7kWh bzw. 3,5kWh Ökostrom auf 100km. Versus 100kWh in Form von Diesel auf 100km bei unserem Sprinter, den wir uns, nachdem wir ihn über ein Jahr bewohnten, als „Zweitwagen“ hielten. Bei einem Durchschnittsauto sind es etwa 70kWh/100km.
Unser verbleibender Kompaktwagen mit Anhängerkupplung bleibt für Familien- und Transportfahrten und 24h-Dienste bei schlechtem Wetter.
Angenehm im Nebeneffekt stellen sich beim in die E-Pedale treten die Pluspünktchen auf der Kraft-Gewichts-Skala dar. Da selten hart gestrampelt werden muss, bauen sich beim Pedelec fahren kaum Beinmuskeln auf. Mehr Energie und also irgendwo auch Körperfett werden trotzdem umgesetzt. Es geht wenn überhaupt nur um ein, zwei Kilogramm, die aber auf dem Weg zu 100% Leistung in einem Gewichtssport wie dem Klettern ebenso gewinnbringend wie schwer zu erreichen sind. Gemeinhin wird in Fällen wie diesen gefastet, gedopt oder gehungert, dies ist aber mühsam, anhedon, ungesund und nicht nachhaltig, was die eigene Leistungsfähigkeit angeht. Als Mitnahmeeffekt auf dem Weg in einen nachhaltigeren Lebensstil dagegen sind meine Taschen immer offen für Geschenke.
Der Rest ist Wachsen. Im Garten und in unserem Streichelzoo. Trotz einer doppelten Frostwelle im Mai haben fast alle Pflanzen überlebt, das Gemüse kam erst danach an die frische Lust und muss dank regelmäßigen Regens bislang nicht einmal gegossen werden und plötzlich war zu unserem doppelten Zwergziegennachwuchs Ende Mai noch ein Lamm im Gras gelegen. Vor lauter Wolle hatten wir die Schwangerschaft übersehen. Man gibt sich weltoffen, spielt rassenübergreifend miteinander, die beiden kleinen Ziegenböcke beginnen sich nicht nur untereinander zu bespringen, sie interessieren sich auch bereits für unsere beiden Ziegendamen Crème und Caramel, die sie jedoch nur mit Hilfe eines Trampolins überhaupt besteigen könnten.
Zum Gedeih gesellt sich natürlich auch der Verderb. Nicht der natürliche, allen Tieren geht es gut und der Fuchs traut sich an die Hühner-Ziegen-WG auch nicht mehr heran, aber der menschengemachte. Eines unserer beiden erwachsenen Schafe haben wir vom Metzger im Ort vor Ort zerlegen lassen. Der setzt den Bolzen im Stall und hängt das Tier zur weiteren Bearbeitung in den Apfelbaum daneben. Wenn wir ihm die Klauen geschnitten haben, hatte es auf jeden Fall mehr Stress. Was man dem Fleisch „anschmeckt“. Zum Ziel des veganen Einkaufens fehlt damit eigentlich nur noch die Ziegenmilch. Florina, die Zwergziegenmama, hat zwar ein pralles Euter, der Ertrag ist aber überschaubar und zwei Jungs hat sie schließlich auch. Da werden wir auf unsere beiden großen Ziegen im nächsten Frühjahr warten müssen.
Bei den Eiern können wir auf jeden Fall schon einmal die halbe Nachbarschaft mitversorgen. Nachdem alle vor zwei Monaten erworbenen Junghennen begonnen haben zu legen, sind die Damen im Legealter nun zu 13. Das macht um die 8 Eier pro Tag. Vier weibliche Küken kommen in vier Monaten zudem noch dazu.
Im Garten entsteht eine Sauna, eine Fest- und Werkstattjurte, für die Terrasse baue ich eine neue Außenküche und neue Draußenmöbel – sogar der Schwimmteich füllt sich langsam mit Wasser. Wenn der lokale Baggerfahrer wieder einmal Zeit haben sollte, soll er uns vor dem Haus ein Beachvolleyballfeld auf Rasen ebnen.
Und jetzt gibt es zu alledem auch noch jede Menge Leben über die Nachbarschaft hinaus. Die Eltern hängen dann auf der Terrasse oder liegen im Gras (zumindest wenn sie nicht klettern gehen) – die Kinder schweben über dem Trampolin oder verlieren sich irgendwo anders im Spiel.
Öffnet man an solchen Tagen die Augen und lässt den Blick über die Weiten des Grundstücks pendeln, dann kann man innen drin ein Bild davon formen, wie es wäre in einer richtig großen Gemeinschaft zu leben.
So wie wir alle einmal lebten.
Für die Kinder zweifellos das größte – ihre Party kennt keine Grenzen. Keinen Beginn und kaum einmal ein Ende. Für uns Große fiele die Bilanz vielleicht ein wenig unproduktiver aus, dafür aber herrlich flowig. Überall Gegenwart – was für ein nicht unbedingt 100% gewohntes Gefühl.
Aber vielleicht eine Idee für die Zeit, in der es nicht mehr darum gehen wird, was wir alles geschafft und produziert haben, sondern einfach nur, was wir intakt gelassen haben.
Seit wann liegt der Earth Overshoot Day gleich noch einmal nicht mehr im Folgejahr, verbrauchen wir also mehr Ressourcen, als die Erde regeneriert?
1971.
hi Pirmin,
herzlichen glückwunsch zum ersten schlachtfest, ich hoffe es hat auch gemundet hinterher, selbst hab ich auch noch nie so ein großes tier geschlachtet nur in aykylar dem teehausbetreiber neben dem climbinggarden immer zugesehen wenn er es gemacht hat, dort waren die ziegen dann am abend vom grill super.
liebe grüße
gerhard